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Der Krieg in der Ukraine betrifft Einzelhandelsprodukte und bringt globale Lieferketten durcheinander

Geschrieben von Hafida Saidani | 27.09.2022 14:28:02

Dieses Jahr ist die globale Einzelhandelsbranche mit ernsthaften, neuen Marktrisiken und Ungewissheiten konfrontiert. Kaum waren die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie (unterbrochene Lieferketten, Schließung von Geschäften und Fabriken, steigende Inflationsrate, um nur einige zu nennen) verkraftet, da erschütterte im Februar 2022 die russische Invasion der Ukraine Einzelhändler und Verbrauchsgüterhersteller weltweit.

 

Sehen wir uns die Dominoeffekte des andauernden Kriegs in der Ukraine einmal genauer an, darunter seine Auswirkung auf Einzelhändler, Verbrauchsgüterhersteller und Verbraucher auf der ganzen Welt.

 

Russlands Krieg gegen die Ukraine bringt den globalen Lebensmittelsektor durcheinander

Die russische Invasion unterbrach sofort den ausgehenden Schiff- und Luftfrachtverkehr aus der Ukraine, teils mit Nahrungsmitteln, die für Zielorte auf der ganzen Welt bestimmt waren. Als Folge nahm die Verfügbarkeit von Lebensmittelerzeugnissen drastisch ab. Die reduzierten Exporte aus der Ukraine, der „Kornkammer Europas“, führten schnell zu Preisanstiegen bei Weizen, Gerste, Sojabohnen und Ölen.

 

Sowohl die Ukraine als auch Russland gehören zu den fünf größten Weizenexporteuren weltweit und lieferten vor dem Krieg 28,9 % der weltweiten Weizenexporte. Dies wirkt sich jetzt nachteilig auf die Lieferketten aus und treibt die Preise für Weizen nach oben. Da Weizen zu den Hauptzutaten in Lebensmitteln wie Backwaren, Pasta, Nudeln und Frühstückszerealien gehört, stiegen bis April 2022 die Weizenpreise um 76 %.

 

Außerdem kamen vor dem Krieg insgesamt 60 % der weltweiten Sonnenblumenlieferungen aus Russland und der Ukraine. Dies führte zu neuen Marktrisiken, da Sonnenblumenöl und -kerne als Rohzutaten in vielen Lebensmitteln verarbeitet werden.

 

Die Ukraine hat weltweit Einfluss auf die Lebensmittelmärkte: Sowohl entwickelte Märkte als auch Schwellenländer bekommen die Auswirkungen dieses Kriegs zu spüren. Länder, die von Lebensmittelimporten aus der Ukraine und Russland abhängig sind, besonders im Nahen Osten und in Afrika, werden stark von der globalen Lebensmittelpreisinflation und möglichen Nahrungsmittelknappheiten betroffen sein. Ägypten, Tunesien, Algerien, Marokko, der Libanon und die Türkei gehören zu den am meisten gefährdeten Ländern. Um sich trotz steigender Inflation weiterhin Grundnahrungsmittel leisten zu können, sind die Verbraucher weltweit preisbewusster geworden, suchen nach den besten Angeboten und wechseln vermehrt zu Eigenmarken.

 

So passen sich Einzelhandelsunternehmen an die Marktvolatilität an

Der Krieg in der Ukraine hat zu einem Umbruch der globalen Lieferketten geführt, der auch Handelspartnerschaften und Geschäftspraktiken betrifft. Kosten, Risiken und Ungewissheiten steigen und Einzelhändler und Verbrauchsgüterhersteller überdenken daher nun ihre Produktbeschaffungs- und Rezepturänderungsprozesse, um bessere Möglichkeiten zur Erfüllung des Lebensmittelbedarfs von Verbrauchern zu finden.

 

Es entstehen neue Handelspartnerschaften und Branchenexperten prognostizieren, dass die russische Invasion der Ukraine die Abkehr von der globalen hin zu einer regionalen Produktbeschaffung beschleunigen wird, um die globale Ernährungssicherheit zu schützen. Schließlich müssen Länder, deren Lebensmittelversorgung von der Ukraine abhängt (unter anderem Algerien, das 48 % der Gesamtweizenimporte aus der Ukraine bezieht), andere Nationen als neue Quellen für den Getreideexport in Erwägung ziehen.

 

Auch die Produktentwicklung befindet sich aufgrund des Kriegs in der Ukraine im Wandel und erfordert mehr Änderungen bei Produktrezepturen. Bedingt durch die Knappheit bei Sonnenblumenöl sahen sich einige Hersteller gezwungen, diese rare Zutat durch andere Optionen wie Kokos- oder Palmöl zu ersetzen, andere Unternehmen steigen dagegen auf Rapsöl um.

 

Lebensmitteleinzelhändler und -hersteller achten stärker auf diese geänderten Produktrezepturen, da sich Produktnährwertprofile aufgrund von unterschiedlichen Gehalten an gesättigten Fettsäuren der verwendeten Öle verändern können. Direkt betroffen sind beispielsweise die Sortimentsstrategien von Einzelhändlern: Zu den Lebensmittelprodukten, die durch die Sonnenblumenölknappheit betroffen sind, gehören auch kategorieübergreifende Produkte, z. B. Backwaren, Konserven oder Fertiglebensmittel, Aufstriche, Soßen, Suppen, Süßwaren, Säuglingsnahrung und frittierte Lebensmittel wie Kartoffelchips und panierter Fisch.

 

Als Reaktion darauf finden viele globale Verbrauchsgüterhersteller und Einzelhändler neue Wege, wie sie mithilfe von geänderten Produktrezepturen flexibel und kreativ bleiben und so die Produktverfügbarkeit trotz Zutatenknappheit erhalten können. Die schwedische Kartoffelchipsmarke OLW ersetzte beispielsweise bei einigen Produkten Sonnenblumenöl durch Palmöl. In Frankreich enthält das Erdbeertiramisu der Carrefour-Eigenmarke nun Kokosöl statt Sonnenblumenöl, ebenso wie das Tiramisu der Eigenmarke des Konkurrenten Casino.

 

So erfüllen Unternehmen weiterhin den Verbraucherbedarf

Einzelhändler und Hersteller navigieren durch die Marktvolatilität, die unter anderem durch den Krieg in der Ukraine ausgelöst wird, und immer mehr Unternehmen setzen auf innovative Wege, um Flexibilität, Effizienz und Einblicke für eine effektive Entscheidungsfindung zu gewinnen.

 

Insbesondere managen und verkürzen mehr weltweit tätige Einzelhändler die Entwicklung von Eigenmarkenprodukten jetzt mit Software zum Produktlebenszyklusmanagement (PLM). Mithilfe von Trace One PLM können die für Eigenmarken zuständigen Teams die Produktivität und betriebliche Effizienz steigern und sich gleichzeitig den zunehmend komplexen internationalen Markttrends anpassen. Um außergewöhnliche und bei Verbrauchern beliebte Produkte, inklusive Eigenmarken, zu entwickeln, nutzen weltweit tätige Einzelhändler einzelhandelsspezifische PLM-Lösungen für eine strukturierte Zusammenarbeit, mehr Effizienz und Risikominderung.

 

Trace One Insight unterstützt Unternehmen beim Identifizieren von Produkten, die möglicherweise eine Änderung der Rezeptur oder neue Beschaffungspartner für Zutaten benötigen, und bietet frühzeitig hilfreiche Erkenntnisse, die das Risiko verringern, indem die Reaktionsfähigkeit auf schwankende Marktbedingungen erhalten bleibt. Dank dieser Erkenntnisse können Einzelhändler und Hersteller effizient und proaktiv ihre Produkte und Rezepturen auf mögliche unternehmerische Herausforderungen wie Knappheiten und explodierende Kosten hin untersuchen.

 

Gut gerüstet mit effizienter Zusammenarbeit und effektiven Erkenntnissen

Damit Lieferketten resilient und flexibel bleiben und die Hürden meistern können, die die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine mit sich bringen, ändern weltweit tätige Einzelhändler und Hersteller nun, wie und mit wem sie arbeiten. Zum Schutz der Geschäftskontinuität setzen immer mehr Unternehmen effiziente kollaborative Lösungen ein und halten so Schritt mit dem veränderten Verbraucherbedarf, ohne die Qualität oder Sicherheit des Produkts oder das Markenvertrauen zu gefährden.