Unter dem zunehmenden Druck von Verbrauchern und staatlichen Maßnahmen im Rahmen des Abfallvermeidungsgesetzes zugunsten einer Kreislaufwirtschaft suchen Lieferanten und Einzelhändler nach Lösungen, um ihr Verpackungsmodell zu verbessern.
Sie versuchen vor allem, den Einsatz von Plastik zu begrenzen und die Verwendung von recycelfähigen Kunststoffen zu bevorzugen, wenn andere Lösungen (insbesondere Karton) nicht infrage kommen. Diesen grundsätzlichen Trend bestätigt auch Charlotte Le Coz, Product Marketing Manager bei Trace One.
Auf dem langen Weg hin zu einem nachhaltigeren Vertriebsmodell haben die Verbraucher eine weitere Etappe erreicht. Nachdem sie Einfluss auf die Qualität der Produkte (vor allem bei den Lebensmitteln) genommen und den Einzelhandel dazu gedrängt haben, sich Werten wie Bio, Nachhaltigkeit, fairem Handel und kurzen Wegen zu verpflichten, machen die Verbraucher nun Druck, um bei den Verpackungen etwas zu bewegen.
Verpackungen sind heute das entscheidende Mittel zur Differenzierung und gleichzeitig das erste, womit der Verbraucher im Geschäft in Berührung kommt. Sie sind von strategischer Bedeutung für die Marke, die sich ständig erneuern muss, um sich den Verbrauchertrends anzupassen. Laut dem Institut de liaisons des entreprises de consommation (ILEC, französischer Markenverband) geben 64 % der Franzosen an, dass Verpackungen, die umweltschädlich erscheinen, sie vom Kauf eher abhalten.
Es war übrigens eine Studie von Pro Carton aus dem Jahr 2018 (über die Wahrnehmung von Verpackungen durch europäische Verbraucher), die zum ersten Mal zeigte, welche Bedeutung Verbraucher der Verpackung beimessen. In dieser Studie über Verpackungen gab eine Mehrheit der Befragten an, dass sie bereit wären, die Marke zu wechseln, wenn die Konkurrenz umweltfreundlichere Verpackungen anbieten würde.
Ein klarer Trend, der bei jüngeren Verbrauchern noch ausgeprägter ist: Für 61 % der 19- bis 29-Jährigen ist dies ein wichtiges Anliegen.
Diese Studie hat dazu beigetragen, einen Wandel zu beschleunigen, den die Fachwelt schon seit einigen Jahren beobachtet hat. In nur wenigen Monaten ist der Bereich Verpackung in der Welt des Einzelhandels zu einem vollwertigen Geschäftsfeld geworden. Es gibt jetzt Verpackungsingenieure sowie beispiellose Anstrengungen in Forschung und Entwicklung, um umweltfreundlichere Produkte zu entwickeln, die recycelfähiger sind.
Im Zentrum dieser Herausforderung der Wiederverwertbarkeit von Verpackungen steht Plastik. Derzeit ist nur etwas mehr als ein Viertel (29 %) der Plastikverpackungen recycelfähig. Bei Stahl sind es dagegen 100 %, bei Papier und Pappe 70 % und bei Glas 85 %. Angesichts der astronomischen Mengen, die jeden Tag weltweit weggeworfen werden, ist das sehr wenig. Somit stellt sich für die kommenden Jahre eine doppelte Aufgabe: die Verwendung von Plastik so weit wie möglich zu reduzieren und vermehrt Plastikarten einzusetzen, die sich einfacher recyceln lassen. Eine dritte Möglichkeit, die vielleicht die vielversprechendste ist, besteht darin, neue Recyclingmethoden zu entwickeln, die für mehr Kunststoffarten geeignet sind.
In der Zwischenzeit haben die Lieferanten und Einzelhändler ein umfangreiches Projekt zur Verbesserung ihrer Vorgehensweisen in Angriff genommen. Ein Beweis dafür, dass das Problem ernst genommen wird, ist die Unterzeichnung des Nationalen Pakts für Plastikverpackungen durch die Mehrheit der französischen Akteure des Einzelhandels im Jahr 2019. Dabei handelt es sich um eine Initiative des Ministeriums für den ökologischen Wandel, die äußerst ehrgeizige Ziele setzt, da sie bis 2022 in Frankreich 60 % recycelfähige Verpackungen und bis 2025 die Verwendung von 100 % recycelfähigen oder wiederverwendbaren Plastikverpackungen vorsieht.
In diesem Zusammenhang hat die Carrefour-Gruppe gerade die Aktion „Verantwortungsvoller Schulanfang mit Verpackungen aus 100 % Karton“ gestartet, mit der in Frankreich 39 Tonnen Plastik pro Jahr eingespart werden sollen. Der Branchenriese Procter & Gamble hat mit „Ambition 2030“ ein Projekt für 100 % recycelfähige oder wiederverwendbare Verpackungen ins Leben gerufen. In Großbritannien veröffentlicht der Einzelhandelskonzern Tesco regelmäßig eine Liste mit bevorzugten Materialien für seine Lieferanten, um den Wandel einzuleiten.
Aber die Hersteller sind nicht die einzigen, die an dieser großen Veränderung beteiligt sind. Die französische Regierung hat mit dem Ziel „Null Plastikverpackungen bis 2040“ durchgreifende Maßnahmen beschlossen. Eine echte Revolution, auf die sich alle Akteure der Branche vorbereiten, denn dann werden Zahnpastatuben, Waschmitteldosen, Joghurtbecher oder Shampooflaschen nicht mehr in der Form angeboten, wie wir sie kennen.
Charlotte Le Coz, Product Marketing Manager bei Trace One, einem der weltweit führenden Unternehmen für die Zusammenführung von Einzelhändlern und Eigenmarkenherstellern, erklärt, dass es nun an der Einzelhandelsbranche liegt, beim Thema Sortierung und Recycelfähigkeit eine Vorreiterrolle zu übernehmen.
Das Thema Sortieren ist sehr wichtig für die Lieferanten, die sich „anpassen müssen, um den Verbrauchern das Sortieren zu erleichtern
Dank optimierter Verpackungen bedeutet die Vereinfachung des Sortiervorgangs, dass die Verbraucher alle Plastikverpackungen in den Sortierbehälter werfen können, ohne sich darüber Gedanken machen zu müssen. In Frankreich unterstützt die Citeo-Gruppe diesen Ansatz in vielen Regionen mit einer Sortierhilfe-App. In den Gebieten, in denen Citeo an der Vereinfachung der Sortierung mitwirkt, konnte ein Anstieg von 4 Kilo zusätzlicher recycelter Verpackungen pro Jahr und Einwohner festgestellt werden.
Es liegt aber auch zunehmend in der Verantwortung der Lieferanten und Einzelhändler, dafür zu sorgen, dass die Verbraucher die in den Regalen angebotenen Verpackungen besser recyceln können. Dazu sollten sie recycelfähige Plastikarten bevorzugen, aber auch die Verbrauchergewohnheiten bei der Auswahl der Verpackungsmaterialien berücksichtigen (zum Beispiel werden Deckel von Flaschen und anderen Verpackungen oft mit dem Rest der Verpackung weggeworfen und müssen daher ebenso recycelfähig sein, damit der Sortiervorgang effektiv ist).
Den Einzelhandel mit einzubeziehen, hat laut Charlotte Le Coz weitere Vorteile.
Dadurch, dass sich die Händler auf die Recycelfähigkeit ihrer Eigenmarken konzentrieren, „arbeiten sie an einer ganzen Reihe von Produkten. Somit können sie wesentlichen Einfluss auf die Ergebnisse nehmen“, da fast alle Produkte in den Regalen nun sich dem Wandel anschließen und von einer umweltverträglichen Verpackung profitieren.
Neben den Verbesserungen, die derzeit umgesetzt werden, und der Reduzierung der Verwendung von Plastik, die hierbei zentral ist, hat der Einzelhandel zahlreiche Initiativen ergriffen, um den Anteil komplexer Verpackungen, die mehrere Materialien gleichzeitig enthalten können, wie z.B. Karton und Plastik, zu reduzieren, die das Recycling in der Praxis erschweren. Darüber hinaus werden aber auch überraschende Optionen geprüft, wie z. B. der Verzicht auf schwarze Plastikverpackungen (die vor allem für Tomaten und rotes Fleisch häufig verwendet werden) mit einem Farbstoff, der ein Recycling nicht zulässt, oder die Erhöhung des Anteils an schon recyceltem Plastik bei der Herstellung neuer Verpackungen.
Die Hersteller versuchen außerdem, Blisterverpackungen nach Möglichkeit zu entfernen, nicht recycelfähige Druckfarben weniger zu verwenden und mehr und mehr wiederverwendbare Plastikverpackungen anzubieten. Und viele folgen dem grundlegenden Trend der Verbraucher, auf lose Ware umzusteigen. All diese wichtigen Initiativen sind durch den Druck der Bürger und ökologischer Anforderungen entstanden.
Charlotte Le Coz, die bei der Behandlung dieser Thematik in der gesamten Branche eine enorme Beschleunigung feststellt, ist zuversichtlich.
Sie sagt, dass ein nachhaltiger Umgang mit Plastikverpackungen sowohl optimierte Verpackungen als auch „Fortschritte bei der Recycelfähigkeit“ erfordert. Ziel sei es, dass der Einzelhandel 100 % recycelfähiges Plastik einsetzt.